Zukunftsforscher Lars Thomsen über Künstliche Intelligenz und andere Zukunftstechnologien

Der  Trend- und Zukunftsforscher Lars Thomsen gilt als einer der einflussreichsten Experten für die Zukunft der Energie, Mobilität und Smart Networks. Er definiert sieben verschiedene „Tipping Points“, die in den nächsten 600 Wochen auf uns zukommen werden.

Diese Wendepunkte sind persönliche Assistenz durch Künstliche Intelligenz, Robotik im Haushalt, Elektro-Mobilität, regenerative Energiesysteme, Ressourcen sparende Nahrungsmittelproduktion sowie Veränderungen im Bildungs- und Arbeitssystem.

Persönliche KI-Assistenz im Alltag

Als ersten Tipping Point nennt Thomsen die Künstliche Intelligenz, die schon bald jeden von uns als persönliche Assistenz im Alltag unterstützen werde. Dieser persönliche Assistent werde für uns Termine abspeichern, Reisen buchen und Informationen nach Bedarf liefern. Systeme wie Alexa seien schon erste Vorläufer, die in einigen Jahren noch weiter ausgebaut werden, uns dauerhaft zuhören und somit viele unserer Probleme mit einfachen Mitteln lösen können.

Robotik im Haushalt

Mehr Zeit für andere Dinge – das ist auch ein Vorteil, der zukünftig durch Robotik im Haushalt erlangt werde: der zweite Tipping Point. Thomsen stellt sich dabei die Frage, wann ein Roboter auf dem Markt für den Preis eines Kompaktwagens von etwa 20 Tausend Euro erhältlich ist oder sogar, wie der aktuelle Trend, für etwa 199 Euro im Monat zu leasen ist. Wie wäre es wohl, wenn ein Roboter für 199 Euro monatlich für uns die Hausarbeit erledigt? Wenn er das Geschirr spült, die Fenster putzt, Essen kocht? Thomsen geht dabei auch vor allem auf den Wert der Robotik für die Altersvorsorge ein, wobei ein solcher Roboter im Alter womöglich sogar von der Krankenkasse bezahlt werde. Nach Thomsens Berechnungen sind solche Roboter bereits zwischen 2025 und 2027 für den genannten Preis erhältlich.

Elektrizität verändert die Mobilität

Als dritten Punkt geht Thomsen auf die starke Veränderung in der Mobilität ein. Er vergleicht elektrische Motorantriebe mit der Entwicklung der Smartphones: Wenn es diesen Umbruch gibt, dann werden in ein paar Jahren so gut wie alle Menschen damit ausgestattet sein. Außerdem geht er von einem Trend Richtung autonome Fahrzeuge als Alternative zum eigenen Fahrzeug oder dem Öffentlichen Nahverkehr aus.

Strom durch regenerative Energie

Als nächstes spricht Thomsen mit der Entwicklung eines komplett neuen Energiesystems einen ökonomischen Tipping Point an. Die Gewinnung von Strom durch regenerative Energien wie der Sonnen- oder Windenergie sei die Zukunft, die wir nutzen müssen. Von einem Top-Down-Energiesystem, das wenige Kraftwerke und viele Verbraucher hat, müssten wir uns einem Energiesystem zuwenden, das durch Speichern und Intelligenz Energie zur Verfügung stellt. Allein durch Sonnenenergie stünde der Erde jeden Tag 12 Tausend Mal mehr Energie zur Verfügung als die Menschheit verbrauche.

Ressourcen sparende Nahrungsmittelproduktion

Damit kommt der Zukunftsforscher zum fünften Tipping Point: Vertical Farming. Zurzeit finde die meiste Nahrungsmittelproduktion auf Feldern statt, der zweiten Dimension. Diese Produktion sei jedoch stark begrenzt und abhängig von Wetter und Jahreszeit. Die Zukunft: Lagerhallen mit 200 Stockwerken, in denen verschiedene Früchte, Gemüsesorten, Kräuter und Getreide angebaut werden. Die Nahrung werde mit Solarenergie betriebenen LEDs beleuchtet und die Produktion verbrauche nur circa sechs Prozent des Wassers im Vergleich zum Feldanbau. Diese Form der Nahrungsmittelproduktion könne 365 Tage im Jahr überall auf der Welt eingesetzt werden und einen deutlich höheren Ertrag liefern.

Veränderungen bei Bildung und Arbeit

Auf die letzten beiden Tipping Points geht Thomsen nur verhältnismäßig kurz ein. Es geht um das Bildungs- und das Arbeitssystem. Auch hier werde Technologie und künstliche Intelligenz in der Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Das Arbeitssystem verändere sich zudem in seiner Struktur. Das starre Verhältnis von Arbeitgeber und Arbeitnehmer werde sich nach Thomsen zukünftig in eine Wertegemeinschaft verwandeln, der Menschen beitreten können. Werte seien in Unternehmen künftig die wichtigste Waffe im Kampf um Talent. Dieser Kampf entstehe durch den schon jetzt erkennbaren Fachkräftemangel und den geringen Nachwuchs.

All diese zukünftigen Umwandlungen und Umbrüche betreffen uns alle. So schließt Lars Thomsen mit der Aussage, dass wir alle Zukunftsforscher und Zukunftsgestalter seien: „Lassen Sie uns Zukunft machen!“

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